Publikationen

Kai Köpp, Jane Achtman, Johannes Gebauer (Hg.)
Saitenherstellung in Markneukirchen und im Vogtland

(Meisterleistungen deutscher Instrumentenbaukunst, Bd. 8)

Mit Beiträgen von Jane Achtman, Heidrun Eichler, Wilhelm Geipel, Bernhard Kainzbauer, Kai Köpp, Johannes Mothes und Enrico Weller

Markneukirchen/Bern 2019
250 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen
ISBN 978-3-9819816-1-2

Der Band ist hier seitenidentisch zur Druckausgabe als kostenloser PDF-Download zugänglich. Unten können auch die einzelnen Beiträge gesondert heruntergeladen werden. Der gedruckte Band ist für € 30.– zzgl. Versandkosten direkt beim Verein Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen erhältlich.

Musik für Streich- und Zupfinstrumente erklang bis weit ins 20. Jahrhundert hinein fast ausschliesslich auf Darmsaiten. Nicht nur alle Instrumente der Violinfamilie, sondern auch Gitarren, Zithern und Harfen wurden mit Darmsaiten bespannt. Sogar die Bespannung von Tennisschlägern und das chirurgische Nahtmaterial, ›Catgut‹ genannt, bestanden aus Naturdarmsaiten. Da es sich bei diesen Saiten um ein Verbrauchsmaterial handelt, war der Bedarf immens. Durch den im 19. Jahrhundert stetig wachsenden Musikmarkt stieg dieser Bedarf unaufhaltsam und mit ihm die marktbeherrschende Stellung der Markneukirchner Saitenmacherei, die durch geschickte Erweiterung ihrer Bezugsquellen für Rohmaterial und durch Weiterentwicklung ihrer Handwerksmethoden mit dem Wachstum mithalten konnte. So deckten Saiten aus Markneukirchen um 1900 den grössten Teil des weltweiten Bedarfs an Darmsaiten.

Heute sind unbesponnene Darmsaiten zu einem Nischenprodukt für die historische Aufführungspraxis geworden, wo historische Instrumente und ihre Spieltechniken mit grossem Aufwand und Anspruch an ›Originalklang‹ wiederbelebt werden. Dies betrifft nicht nur die Musik des Barock, sondern erstreckt sich längst schon auf die Wiener Klassik und die Romantik, ja selbst auf die ›authentische‹ Wiedergabe von Musik des frühen 20. Jahrhunderts, einschliesslich des Retro-Jazz, bei dem nicht nur Kontrabässe, sondern auch Jazz-Gitarren mit historischen Darmsaiten bezogen werden. Durch die hohen Ansprüche dieses historisch informierten Zugangs haben sich natürlich auch die Erwartungen an das Saitenmaterial gewandelt, die sich nicht nur auf Dauerhaftigkeit und Handhabung, sondern eben auch auf die Authentizität der Saiten beziehen. Das einstige Massenprodukt ist heute eine kunsthandwerkliche Spezialität, für die der vorliegende Band das Bewusstsein schärfen und das verfügbare historische Wissen bereitstellen soll.

 

Inhalt

Heidrun Eichler/Enrico Weller | Vorwort

Kai Köpp | Zur Einführung: ›Authentische‹ Musiksaiten nach historischen Herstellungsverfahren

Jane Achtman | Quellenreader

Jane Achtman | Gestank, Chlorbrühe und die Erfindung des Kühlschranks. Rohmaterialaufbereitung für die Saitenindustrien Europas von 1777 bis heute

Kai Köpp | Darmsaitenherstellung in Markneukirchen nach Quellen des 19. Jahrhunderts

Kai Köpp/Bernhard Kainzbauer | Der ›letzte Saitenmachermeister‹ Wolfgang Frank und seine Darmsaitenproduktion

Enrico Weller | Vom Zunfthandwerk zum Industriezweig. Weitere Dokumente zur Markneukirchner Saitenherstellung

Wilhelm Geipel/Heidrun Eichler | Die Saitenmacherfamilie Geipel von 1845 bis 2015. Einblicke in die Markneukirchner Saiten- und Catgutherstellung im 20. Jahrhundert

Johannes Mothes/Heidrun Eichler | Werdegang eines Saitenmachermeisters 1941–1990

Wilhelm Geipel | Die Markneukirchner Besonderheit: Gebäude mit großen Fenstern

Wilhelm Geipel | Beutel für Musiksaiten – Teil unseres kulturellen Erbes

Materialien