Projekt

Moving Meyerbeer Visuelle, akustische und kinetische Pathosformeln in den Opern Giacomo Meyerbeers

Das Forschungsprojekt widmet sich äusserer Bewegung und innerer Bewegtheit im europäischen Musiktheater des 19. Jahrhunderts auf der Basis deutscher, italienischer und französischer Opernkompositionen von Giacomo Meyerbeer. Während Fragen der emotionalen Wirkung und Wahrnehmung von Musik schon häufig aufgegriffen wurden, besteht ein weitgehendes Forschungsdefizit darin, unmittelbaren Korrespondenzen zwischen der Komposition und körperlichen Bewegungen nachzugehen, die im dramatischen Geschehen des Gesamtkunstwerks Oper eben jene emotionalen Wirkungen hervorzurufen suchen. Dieser Sachverhalt lässt sich besonders eindringlich an der Pariser «Grand Opéra» als Kulminationspunkt der zeitgenössischen Opernästhetik exemplifizieren. Der quellenorientiert interdisziplinäre Ansatz dieses Forschungsprojektes will sich dabei auch der körperlichen Präsenz im Inszenierungskontext, darunter visuell wahrnehmbaren, physischen Bewegungen sowie den mit ihnen verbundenen emotionalen Regungen in einer gleichermaßen historisch fundierten wie systematischen Herangehensweise nähern.
Das Forschungsvorhaben steht im Kontext aktueller Bestrebungen, Regieansätze aus dem Repertoire des 19. Jahrhunderts auf der Basis breitflächiger und interdisziplinär angelegter historischer Forschungen für die heutige Bühnenpraxis nutzbar zu machen. Dabei stellt die Konzentration auf Formen der äusseren und inneren Bewegung in der Oper des 19. Jahrhunderts ein neues Forschungsfeld dar, das einem dringenden Informationsbedürfnis der historischen Aufführungspraxis und Dramaturgie sowie einem stetig wachsenden Interesse des Publikums nachkommt.

Forschungsplakat

Forschungs-Mittwoch und Workshop

Am 23. Oktober widmet sich der Forschungs-Mittwoch der HKB – wie bereits angekündigt – dem Projekt Moving Meyerbeer. Zu Gast ist Richard Powers von der Stanford University

Am darauffolgenden Wochenende, am 25.–27. Oktober findet dann ein Workshop mit Richard Powers statt.

Musiktheater und Tanz waren im Paris des 19. Jahrhunderts eng miteinander verbunden: Selbst auf jenen Bühnen, die aufgrund fehlender Privilegien keine Choreographien zeigen durften, wurden Tänze zumindest musikalisch angedeutet. Sie basierten überwiegend auf Gesellschaftstanzformen, die auf den zahlreichen, das Pariser Stadtleben maßgeblich prägenden Bällen praktiziert wurden. Daher war auch das Theaterpublikum mit diesen – wenn auch nicht immer sichtbaren, so doch deutlich hörbaren – Tanzbewegungen zumeist bestens vertraut, vermochte sie nicht nur in ihrer dramatischen und dramaturgischen Bedeutung sogleich zu entschlüsseln, sondern konnte sie auch emphatisch mitvollziehen, gleichsam beim Zusehen am eigenen Körper spüren.