Projekt

Le Basson Savary «Stradivari» der Fagottinstrumente

Dass der Forschungsschwerpunkt Interpretation der HKB für die Musikpraxis ein passendes Fagott für das Repertoire des 19. Jahrhunderts nachbauen lässt, kommt nicht von ungefähr. In vielen Ensembles für historische Aufführungspraxis ist das Bewusstsein für die Frage, welche Instrumente für die Interpretation musikalischer Werke aus der Romantik angemessen sind, noch wenig ausgeprägt. Einerseits wird romantische Musik vor 1870 auf Instrumenten gespielt, die erst viel später gebaut wurden, andererseits werden bei Aufführungen originale Fagotte aus dem 19. Jahrhundert verwendet – eine Praxis, die aus konservatorischen Gründen keine längerfristige Perspektive bietet.

Der Nachbau eines spieltauglichen romantischen Fagotts nach dem Vorbild des französischen Savary-Bassons sowie die Zusammenstellung eines passenden Spielrepertoires werden es erlauben, historische Fagotte zukünftig in das instrumentale Lehrangebot der HKB zu integrieren.

Forschungsplakat

Symposium

Unter dem Titel «Exakte Kopie oder ‹im Sinne › historischer Vorbilder – Tendenzen des Nachbaus von Holzblasinstrumenten» findet vom 24. bis 26. Februar 2012 ein internationales Symposium an der Hochschule der Künste Bern statt.

Wie authentisch kann der Nachbau eines Holzblasinstruments überhaupt sein? Ist eher die Kopie eines bestimmten Instruments oder eine Kopie seines Klangs anzustreben? Beides wirft Fragen auf: Eine 1:1-Kopie ist oft schon deswegen unmöglich, da viele Originale auf heute nicht einsetzbaren Stimmtönen stehen. Will man hingegen – wie es jetzt meist praktiziert wird – ein den Anforderungen heutiger Spieler entgegenkommendes Instrument «im Sinne» historischer Vorbilder bauen, stellt sich die Frage: Was ist eigentlich «im Sinne» der Musik des 18. und 19. Jahrhunderts und inwiefern werden auch diese Anschauungen durch den heutigen Musikbetrieb geprägt?

Das Symposium führt Wissenschaftler, Instrumentenbauer und Musiker wie Donna Agrell, Frank P. Bär, Walter Bassetto, Mathew Dart, Ricardo Döringer, Bryant Hichwa, Marc Kilchenmann, Martin Kirnbauer, Kai Köpp, James Kopp, David Rachor, Andreas Schöni, Nikolai Tarasov, Milan Turkovic, Lyndon Watts und Sebastian Werr zusammen – mit dem Ziel, gleichermassen Fallbeispiele des Nachbaus historischer Holzblasinstrumente vorzustellen wie das Selbstverständnis der historisch informierten Aufführungspraxis zu beleuchten.

Die gesammelten Referate werden in einem Sammelband erscheinen.