Porträtserie SRF 2001
«Frauen sind im Bereich der Komposition immer noch eine klare Minderheit. Von einer quotenmässig gerechten Verteilung kann also nicht ausgegangen werden. Umgekehrt könnten einige komponierende Frauen, welche sich wenig oder nicht mit Notenpapier beschäftigen, neue Formen des Komponierens zeigen und mithin gerade für andere Frauen auch neue Identifikationsmöglichkeit bieten», meinte Roman Brotbeck in einem undatierten Vorkonzept damals visionär.
In den Porträts wurde auf eine grösstmögliche Vielfalt Wert gelegt bezüglich Region, Geschlecht, Alter und Ästhetik. Von den zehn Porträtierten stammen zwei aus der Suisse romande, zwei aus dem Tessin, einer aus Romanisch-Graubünden, die übrigen aus der Deutschschweiz. Mit einer ästhetisch grossen Bandbreite – von komponierter Musik über Elektronik, experimentelle Musik, Improvisation und Operette bis zur Raumkomposition – sind drei Frauen und sieben Männer vertreten.
Sylvie Courvoisier, Pianistin und Improvisatorin aus Lausanne, mit Jahrgang 1968 die jüngste der Porträtierten, und William Blank, Instrumentalkomponist aus der Avantgardetradition, repräsentieren die Suisse romande. Der 1935 geborene Gion Antoni Derungs gilt als einer der prominentesten Komponisten Graubündens und setzt sich insbesondere mit rätoromanischen Traditionen auseinander. Das Tessin vertreten der damals schon arrivierte Francesco Hoch, Autor musiktheatraler und kammermusikalischer Werke, und Mario Pagliarani, sparten- und raumübergreifender Komponist mit Jahrgang 1963, eine der damals jungen, aufstrebenden Tessiner Positionen.
Franziska Baumann, Improvisatorin, Sängerin und «Elektroakustikerin», und Bettina Skrzypczak, Instrumentalkomponistin, stehen für zwei gegensätzliche Typen von Komponistinnen aus der Deutschschweiz. Dazu kommen Hanspeter Kyburz – mit einer Uraufführung für Ensemble und Chor in der Philharmonie Berlin –, Daniel Fueter – er wird bei der Erarbeitung einer Operette gezeigt – und Klaus Huber als Opernkomponist. Als damals bald Achtzigjähriger ist er der älteste und arrivierteste Porträtierte dieser Serie, der zudem als Einziger bereits in der ersten, 1973 bis 1975 ausgestrahlten Serie vertreten war. Er wird bei Proben zu einer Uraufführung am Theater Basel begleitet. Diese Vielfalt war 2001 ungewohnt.