Porträtserie SRF 1971

Die Serie «Schweizer Komponisten/Compositeurs Suisses», produziert von der SRG zusammen mit der Schweizer Förderinstitution SUISA und dem STV, stellte Komponisten aus der ganzen Schweiz in jeweils rund 15-minütigen Portraits vor und wurde zwischen 1973 und 1975 auf RTS und SF DRS ausgestrahlt.
Nebst neun Einzelporträts werden in zwei Folgen je drei Komponistenporträts zu einer circa halbstündigen Sendung verknüpft. Für Letztere schaffen eingangs gestellte Fragen ein übergreifendes dramaturgisches Konzept:
«Was ist Musik heute? Ist die Musik von heute dem heutigen Musikleben gleichzusetzen? Haben die Musik und das Musikleben in ihrer traditionellen Form noch eine Zukunft? Was heißt es heute Musikschaffender, Komponist zu sein? Hier drei Antworten aus der Praxis von drei verschiedenen Persönlichkeiten mit verschiedenen Einstellungen.»

Dabei werden unterschiedliche ästhetische Positionen von Männern aus dem Alterssegment 40 plus einander gegenübergestellt. Im einen Dreierporträt kommen Werner Kägi – er verantwortete an der Weltausstellung in Osaka 1970 die Musik zum Schweizer Pavillon –, André Zumbach, Leiter Alte, zeitgenössische und experimentelle Musik am Radiostudio RTS, sowie der Genfer Komponist und Pädagoge Jacques Guyonnet (1933–2018) zur Darstellung, im anderen Jacques Wildberger, Eric Gaudibert und Jürg Wyttenbach, ebenfalls drei damals relativ junge Komponisten mit höchst gegensätzlichen Ausdrucksweisen.
Die Frage nach der Zukunft der zeitgenössischen Musik wird in diesen zusammengefassten Porträts ernst genommen. Sie spiegelt sich in der Wahl – leicht – jüngerer Komponisten wie auch in einer den Porträts gemeinsamen Grundausrichtung, die in Bild und Wort Nähe und Einbindung des Fernsehpublikums sucht. Auf visueller Ebene zeigt sich zudem eine zukunftsweisende Geschlechteroffenheit: Beispielsweise bedienen in den Unterrichtssequenzen Jacques Guyonnets ausschliesslich Mädchen das Mischpult oder dirigieren das Ensemble.

Neben diesen Dreierporträts entstanden insgesamt neun Einzelporträts von je circa fünfzehn Minuten Dauer. Der Autorentypus ist weitgehend ein anderer: Porträtiert werden mit Albert Moeschinger, Conrad Beck, Klaus Huber, Paul Müller, Armin Schibler, André-François Marescotti, Heinrich Sutermeister, Rudolf Kelterborn, Frank Martin arrivierte Männer im Alter von 50–80 Jahren, die mehrheitlich wichtige Positionen im Musikleben besetzten. Es handelt sich um voneinander unabhängige Porträts ohne gemeinsamen dramaturgischen Aufbau anhand vorangestellter Fragen.