Statements zum STV
Franziska Baumann
«Der Schweizerische Tonkünstlerverein hat mir ganz viel gebracht, einerseits vom Netzwerk her, von den Komponisten, die ich da kennengelernt habe, weil, es gab eben die Tonkünstlerfeste. Das fand ich einen super Anlass immer, weil, man konnte viel hören, viele spannende neue Kompositionen hören und man kam in Kontakt mit den Leuten. […] Dann die CDs, die gemacht wurden von Schweizer Komponisten. Es gab diese Reihe, verschiedene Reihen, Portrait-Reihen. Dann gab’s später dann auch noch eine STV-Reihe, wo ich auch eine CD gemacht habe. […] Ja, also inhaltlich wie sozial hat mir das ganz viel gebracht. Und ich denke, ich habe in dem Sinne viel einbringen können, weil ich die Improvisation als Teil [...] im Schweizerischen Tonkünstlerverein einfach auch verstärken […] und auch wirklich als einen Teil, der zur zeitgenössischen Musik dazugehört, verankern konnte. […] Ich kam 2004 in den Vorstand des Schweizerischen Tonkünstlervereins. Und ich habe dann auch an den Festivals zum Teil Sachen machen können, also schon bevor ich im Vorstand war, wo es dann darum ging, von grafischer Notation in die Improvisation, wo sind die Brücken? Ich habe da versucht, auch Brücken zu bauen. Was ist eine Notation? Und so. […] Das gab dann immer auch ganz interessante Diskussionen, auch mit den Komponisten, und wir haben diskutiert. […] Wir hatten damals auch noch ein Budget für Projekteingaben zu unterstützen, also konnte man auch Projekte mit Improvisation unterstützen. Und der Anteil Improvisation in den Festivals wurde immer berücksichtigt. Also es musste auch in den Tonkünstlerfesten immer Improvisation dabeihaben. Das war ganz wichtig.
(Franziska Baumann, Vorstandsmitglied 2005–2008, im Gespräch mit Raphaël Sudan, Bern, 23.9.2022)
Alfred Zimmerlin
«Das waren immer wichtige Erfahrungen. Und ja, zu sehen, was machen die Kollegen?»
(Alfred Zimmerlin, STV-Mitglied seit 1990, im Gespräch mit Raphaël Sudan, Uster, 13.1.2023)
William Blank
«Dans ces années-là (on était au début des années 2000) dans ces années-là, l’ASM avait encore une grande activité qui n’était pas seulement une activité liée au Tonkünstlerfest […] mais aussi une activité d’aide à la création, à travers différents systèmes financiers […] à la réalisation des partitions et/ou l’enregistrement de portraits, d’ensembles etc. suisses, qui faisaient une sorte de totalité intelligente entre: le soutien, la représentation sous forme de concerts ou de fêtes et puis aussi un soutien (qui était aussi une sorte de conseil à des musiciens) qui comprenait aussi un soutien aux plus défavorisés – lorsqu’ils sont à la retraite: avec un fonds spécial.[…] Ce qui m’a plu le plus c’était d’être au centre de cette Association, qui était à la fois une Association d’aide et de promotion pour la musique et puis, […] c’était une fierté pour moi d’être au cœur d’une Association qui mettait le compositeur presque au centre… Bien sûr, dans les membres (dans les neuf-cent et quelques membres qu’il y avait) il y avait aussi des interprètes, des chefs de chœur, des chefs d’orchestre, des musicologues…les métiers de la musique. […] Et j’ajouterai une dernière chose (qui était pour moi une chose importante – même si après il y a eu des problèmes avec ça) mais: la revue Dissonance était une chose très importante.»
Dt. Übersetzung: «In diesen Jahren (es war Anfang der 2000er-Jahre) hatte der STV noch eine grosse Aktivität […] nicht nur […] mit dem Tonkünstlerfest […], sondern auch […] zur Unterstützung des Schaffens, durch verschiedene Förderformate […] bei der Herstellung von Partituren und/oder der Aufnahme von Schweizer Komponisten – und Ensemble-Portraits, die eine Art intelligente Gesamtheit bildeten zwischen der Unterstützung, der Aufführung in Form von Konzerten oder Festen und dann auch einer Unterstützung (die auch eine Art Beratung für Musiker war), die auch eine Unterstützung für die am meisten Benachteiligten beinhaltete – dann nämlich, wenn sie im Ruhestand sind: mit einem speziellen Fonds. […] Was mir am meisten gefallen hat, war, im Zentrum dieses Verbandes zu sein, der sowohl ein Hilfs- als auch ein Förderverband für die Musik war, […] und […] dass es für mich ein Stolz war, im Zentrum eines Verbandes zu sein, der den Komponisten in den Mittelpunkt stellte ... Natürlich gab es unter den Mitgliedern (unter den gut neunhundert Mitgliedern, die es gab) auch Interpreten, Chorleiter, Dirigenten, Musikwissenschaftler ... die Berufe der Musik. […] Und ich möchte noch eine letzte Sache hinzufügen (die für mich eine wichtige Sache war – auch wenn es später Probleme damit gab), aber: Die Zeitschrift Dissonanz war eine sehr wichtige Sache.»
(William Blank, Präsident 2014–2016, im Gespräch mit Thomas Gartmann, 21.6.2022)
Thomas Meyer
«Es war so ein bisschen institutionalisiert, […] klar, mit dieser Drehfigur Hélène Sulzer dazwischen drin. Und es waren die älteren Herren hier, sehr distinguiert. Und man hat sie immer so…, aber da war ich eben ein junger Journalist, eher links, man hat überall Machenschaften vermutet. Vielleicht habe ich ihm [dem STV] auch ein bisschen was unterstellt, aber es gab viel … Ich weiss noch in Carouge, es gab dann ein Bankett, aber diese Bankette waren auch relativ wichtig, auch innerhalb des Vereins, wo man sich traf und unterhielt. Da hab ich schon gemerkt, das ist ein bestimmter Club, der nur …, er hat sich damals schon extrem geöffnet.»
(Thomas Meyer, Vorstandsmitglied 2003–2009, Journalist bei Tages Anzeiger und Radio, im Gespräch mit Thomas Gartmann, Zürich, 23.6.2022)
Charlotte Hug
«Ich glaube tatsächlich, ich bin seit ‘98 Mitglied, also ziemlich ein Dinosaurier. Da war ja noch so, dass man empfohlen werden musste, und da hat mich der Komponist Walter Feldmann empfohlen. Es war alles sehr förmlich auch noch. Und dann war es schon sehr interessant, dass man mich aufgenommen hat. Ich meine, ich komponiere auch, aber zu der Zeit war ich schon vor allem Interpretin von zeitgenössischer Musik und Improvisatorin, Vollblut. Und dass man mich da aufgenommen hat, das habe ich sehr geschätzt. […] Dass man mich überhaupt aufgenommen hat zu der … Ich meine, jetzt bin ich Komponistin auch, aber ‘98, die Offenheit, jemand, die die Zwischenräume kultiviert, also wirklich zwischen Improvisation und Komposition, das hat für mich schon Welten geöffnet, weil ich da einfach auch den Kontakt zu wirklich sehr guten Komponistinnen und Komponisten oder auch, dass dann mit der Zeit auch mehr elektroakustische Kompositionen oder reine elektronische Musik da auch … Also ich glaube, der STV hat sich da stark, auch seit ich dann Mitglied sein durfte, stark auch verändert. Und ist stark auch... Im Rahmen des Auftrages vom STV hat sich doch stark verändert. Und dieses Mit-der-Zeit-Gehen, das habe ich dann doch sehr hungrig und interessiert aufgenommen.»
(Charlotte Hug, Vereinsmitglied seit 1997, im Gespräch mit Raphaël Sudan, Zürich, 13.1.2023)
Ulrich Gasser
«Ja gut, ich bin sehr jung in den Tonkünstlerverein gekommen, dank Roland Moser, bei dem ich studiert habe. […] Da hatte ich schon den Eindruck, da geht etwas, es gab eine Ablösung der Generationen, und ich war, glaube ich, einer der ganz wenigen, die so jung eingetreten sind. Aber nachher kamen dann sehr viele mehr und das hat sich ja sehr entwickelt. Und dann? Schwierig zu sagen. […] Es war sicher mal einfach grundsätzlich die Ablösung von zeitgenössischer Musik und klassischer Moderne der Schweizer Musik. Und dann hat einfach die sogenannte Avantgarde das Szepter übernommen. Dann wichtig war ganz sicher, dass die, der ganze Bereich der improvisierten Musik, der freien Szene, ein viel grösseres Gewicht bekommen hat. Und auch speziell gefördert wurde. Also, es war eine, in gewissem Sinne, eine Öffnung, andererseits aber natürlich auch eine gewisse Einengung, weil man halt eben auf Avantgarde fixiert war. […] Gut, dann gab es die Entwicklung mit den Tonkünstlerfesten. Ursprünglich waren das, als ich dazu kam, waren das ja wirkliche Feste, wo man sich traf und wo sehr viele Leute vergleichsweise kamen, da waren. Es gab intensive Diskussionen und auch gemütliche. Ich erinnere mich noch, als, als Zbinden Präsident war, da gab es noch richtige Feste am Abend mit weissem Smoking trat er auf und so.»
(Ueli Gasser, 2003/04 Präsident und 2004–2008 secrétaire artistique, im Gespräch mit Thomas Gartmann, Kreuzlingen, 20.6.2022)
Sylwia Zytynska
«Wie ich es erlebt habe, beginne ich, vielleicht: eine tolle Begegnung mit Menschen aus unglaublich vielen Ecken. Und zuerst habe ich gedacht, das ist so eine Schweizer Erfindung, wo man sich selber feiert, wo man sich trifft und unglaublich aufwendig. Und jeder muss zurechtkommen und jeder muss, es muss irgendwie alles diese Balance bekommen. Aber am Ende fand ich das immer fantastischer und immer wertvoller, menschlich. Also in erster Linie menschlich. Wenn man wirklich jedes Jahr dabei war, und ich war viele Jahre dabei, hat man so die ganze Schweiz kennen gelernt. Das war das erste. Das zweite war, man hat durch dieses Jedem recht machen zu wollen, hat man auch ganz viele Künstler versucht reinzunehmen. Und das fand ich eines der wichtigsten Dinge. Weil letztendlich habe ich Menschen kennengelernt, von denen ich keine Ahnung hatte. Und man konnte auch die Qualität… Man hat sich immer gefragt: Ja, es muss gut sein. Was ist eigentlich gut? Was ist… Wie kann man... Wie kann man das wirklich beantworten? Das fand ich eben sehr gut, weil nach vielen Diskussionen haben wir dann Stücke gewählt und dann hat sich herausgestellt, dass die Stücke sehr gut waren, obwohl wir dachten, die wären schlecht und so wie das oft ist. Aber eben, da war eine Möglichkeit, eine Plattform, Dinge ausprobieren, Dinge zu zeigen.»
(Sylwia Zytynska, Vorstandmitglied 2004–2009, im Gespräch mit Thomas Gartmann, Zürich, 23.5.2022)
Daniel Fueter
«Eines der wichtigsten Ereignisse, glaube ich, in dieser Zeit, war die Öffnung des Tonkünstlervereins. Wir haben abgeschafft damals, dass man sich irgendeiner Jury vorstellen musste, um überhaupt zugelassen zu werden. Ich kann mich noch erinnern, dass mich der Fall Klaus Sonnenburg überhaupt auf dieses Problem aufmerksam gemacht hat. Er hat zweimal vergeblich versucht, Mitglied des Tonkünstlervereins zu werden. Ich war ein Fan seiner Hörspielmusiken, seiner angewandten Musik, und fand das einfach schlicht skandalös. Und ich glaube, er hat aber dann, wie sie dieses geöffnet haben, hat er nicht mehr die Gelegenheit genommen, obwohl er – aber das konnte er ja nicht wissen –, er der Auslöser war diese Diskussion. Ich glaube, das war eines der wichtigsten Ereignisse in dieser Arbeitszeit und unseres Teams, diese Öffnung, die dann natürlich auch eine Öffnung Richtung improvisierte Musik war und so weiter. Und die zweite Neuerung, an die ich mich jetzt grad erinnere, die war leider nicht von Nachhaltigkeit geprägt. Das war, dass wir die Tonkünstlerfeste immer auch für eine oder einen eingeladenen Komponisten geöffnet haben, was uns damals sehr, sehr sinnvoll schien. Ich kann mich an die Einladung an [Per] Nørgård erinnern.»
(Daniel Fueter, Präsident 1991–1993, im Gespräch mit Thomas Gartmann, Zürich, 18.5.2022)
Käthi Gohl Moser
«Und für mich war es ein Raum, eine jährliche Zusammenkunft von Leuten, denen eine grosse Menge an gemeinsamen Ideen und Werten, der Austausch darüber wichtig ist. Und das fand ich etwas ganz, ganz, ganz, ganz Tolles. An den Tonkünstlerfesten war es natürlich so, dass es sehr, sehr verschieden war. Ich habe ganz experimentelle und freie Tonkünstlerfeste erlebt und ich habe sehr formale erlebt. […] Ich habe aber auch erlebt, dass bei diesen Tonkünstlerfesten immer eine wahnsinnige Konkurrenz bestand, weil jeder Komponist, jede Komponistin hat geschaut: Wird mein Stück diesmal endlich aufgeführt oder schon wieder nicht oder schon wieder der andere, oder wieder, aber der war doch schon mal – das war sehr, sehr mühsam. Aber ja, die gemeinsamen Gespräche, die ungezwungenen Gespräche und dass man Leute immer einmal im Jahr sieht, die man sonst nicht so sieht, aus anderen Regionen, fand ich etwas ganz Tolles, und man war wirklich unter sich. Das hat sich später ja geändert, indem diese aus finanziellen Gründen, die Tonkünstlerfeste nachher in anderen Festivals aufgegangen sind. Das fand ich schade. Es war unterschiedlich schade. Ein Tiefpunkt war für mich dann am Ende eigentlich. Schon Luzern war nicht mehr so toll, aber dort hat es wenigstens ein Apéro gegeben, ein gemeinsamer.»
(Käthi Gohl Moser, Präsidentin 2017, im Gespräch mit Thomas Gartmann, Zürich, 28.3.2022)