Improvisation
O-Ton Charlotte Hug
«Ich habe sehr interessante Kontakte, aber es war viel stärker von Komponistinnen und Komponisten geprägt gewesen. Aber dann habe ich zum Beispiel Bettina Skrzypczak getroffen und dann habe ich ihr meine Weichbogentechnik, hat sich total interessiert und hat für eine Filmmusik von Alberto Venzago über Appenzeller... Hat sie ein Stück geschrieben fürs Streichquartett und hat dann meine Weichbogentechnik und meine Techniken einbezogen. Und so habe ich gemerkt, eigentlich schon sehr früh, dass sich Komponistinnen und Komponisten wirklich auch für Qualitäten oder für Know-how, für Recherche von Improvisatoren interessieren. Und das war eine ganz, ganz schöne Erfahrung, die ich machen konnte im Tonkünstlerverein.» (Charlotte Hug, Vereinsmitglied seit 1997, im Gespräch mit Raphaël Sudan, Zürich, 13.1.2023)
O-Ton Jonas Kocher zur Improvisation im STV
«C’est-à-dire que, finalement toutes ces pratiques, de nouveau on retourne à ce dont on discutait avant par rapport à l’écriture, à la composition, chose écrite, à l’académisme, c’était tout le temps présent en fait. Même si, voilà, oui, oui, oui, on va programmer quelque chose avec des improvisateurs, c’était toujours, soit à 23 h, après que tout le reste soit fait. C’était jamais vraiment central, tu vois? […] Puis après, on était toujours dans ces rapports hiérarchiques entre les compositeurs, les commandes de composition, et les apéros qui coûtaient 10 000 balles. Enfin les choses hallucinantes, qui pour moi, venant d’un milieu où il y a... Dans le milieu de l’improvisation il y a des petits budgets. C’était pour moi des fois des aberrations, en fait. Quand je gueulais, j’exprimais mon mécontentement, on me disait ‹ah non non, mais c’est comme ça ici, c’est l’ASM, il faut garder ce standing, on ne peut pas. Ça fait partie des choses, ça ne va pas›.»
Dt. Übersetzung: «Das heisst, dass letztendlich all diese Praktiken, die wieder auf das zurückgehen, was wir vorher in Bezug auf das Schreiben, die Komposition, das Geschriebene, den Akademismus diskutiert haben, eigentlich die ganze Zeit über präsent waren. Selbst wenn wir etwas mit Improvisatoren planten, war es immer entweder um 23 Uhr, nachdem der Rest vorbei war. Es war nie wirklich zentral, verstehst du? [...] Und dann waren wir immer in diesen hierarchischen Beziehungen zwischen den Komponisten, den Kompositionsaufträgen und den Aperitifs, die 10.000 Stutz kosteten. Und schliesslich die halluzinatorischen Dinge, die für mich, da ich aus einem Milieu kam, in dem es ... In dem Milieu der Improvisation gibt es kleine Budgets. Das war für mich manchmal wirklich ein Wahnsinn. Wenn ich schimpfte, meinen Unmut äusserte, sagte man mir: ‹Ach nein, aber so ist das hier, das ist der STV, wir müssen dieses Niveau halten, das können wir nicht. Das gehört dazu, das ist nicht in Ordnung›.» (Jonas Kocher, Vorstandsmitglied 2008–2017, im Gespräch mit Raphaël Sudan, Biel, 13.10.2022)
O-Ton Jonas Kocher zu Improvisation allgemein
«Ça faisait des lustres que je n’avais pas lu certaines parties du livre de Derek Bailey. Aussi, dont l’interview que Gavin Bryars, un compositeur anglais, qui parle en fait – et ça j’ai ressenti de nouveau de façon très forte ou je me suis vraiment débattu après mes études classiques, pour, pour me libérer en fait de tout, de ce que toutes ces années avaient fait sur moi, en fait, sur ma pensée, sur la relation à la musique elle même. C’est un truc très, très, très, très lourd qui conditionne énormément. Sur cette séparation entre le compositeur et l’interprète, la relation à la partition toute puissante, à cette chose presque, ça d’ailleurs Bryars décrit très bien cette chose presque sacrée d’interpréter, de très – tu vois où la faute, l’erreur n’a pas de place, alors que dans l’improvisation, c’est tout autre, en fait ce processus. Donc je trouve intéressant pour moi ça, ça reflète ce rapport entre improvisation, composition. On retrouve dans ce monde académique. Même si en Europe, on n’a pas ce rapport entre musiciens noirs et musiciens blancs, on a... On retrouve quand même un rapport de hiérarchie entre les pratiques.»
Dt. Übersetzung: «Es ist schon Ewigkeiten her, dass ich bestimmte Teile des Buches von Derek Bailey gelesen habe. Auch das Interview mit Gavin Bryars, einem englischen Komponisten, der eigentlich darüber spricht – und das habe ich wieder sehr stark gespürt, wo ich nach meinem klassischen Studium wirklich gekämpft habe, um mich von allem zu befreien, was all diese Jahre mit mir gemacht hatten, mit meinem Denken, mit meiner Beziehung zur Musik selbst. Das ist etwas sehr, sehr, sehr Belastendes, das einen enorm prägt. Diese Trennung zwischen dem Komponisten und dem Interpreten, die Beziehung zur allmächtigen Partitur, zu dieser fast schon heiligen Sache, die Bryars übrigens sehr gut beschreibt, dass es beim Interpretieren keinen Platz für Fehler gibt, während es in der Improvisation ganz anders ist, dieser Prozess. Ich finde das interessant, weil es die Beziehung zwischen Improvisation und Komposition reflektiert. Das findet man auch in der akademischen Welt. Auch wenn es in Europa diese Beziehung zwischen schwarzen und weissen Musikern nicht gibt, gibt es doch eine hierarchische Beziehung zwischen den Praxen.» (Jonas Kocher, Vorstandmitglied 2008–2017, im Gespräch mit Raphaël Sudan, Biel, 13.10.2022)