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2021 Input Interpretation Cherubini

Luigi Cherubini und die Ausbildung zur Komposition

In der heutigen Musikausbildung nimmt der Unterricht in Komposition kaum Bezug auf Fächer wie Harmonielehre oder Gehörbildung. Anders war es zur Zeit Luigi Cherubinis (1760–1842), eines respektierten Lehrers und später Direktors des Conservatoire in Paris. Ein neues Projekt am Institut Interpretation untersucht die Werke Cherubinis als Musiktheoretiker, die Ausbildung zur Komposition am Conservatoire als umfassende Ausbildungspraxis sowie die Improvisations- und Kompositionslehren für Klavierstudierende in Paris (ca. 1810–1840). Die Team-Mitglieder stellen die Werkstatt des Projekts vor, unser Gast Prof. Dr. Helen Geyer referiert über Cherubinis Opern der 1790er-Jahre und seine Position im Rahmen der damals schwierigen Zeit (Abstract siehe unten).

Einführung: Claudio Bacciagaluppi, Lydia Carlisi, Gigliola Di Grazia, Vivian Domenjoz, alle HKB
Gastreferentin: Prof. Dr. Helen Geyer, Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena

Abstract Helen Geyer:
Strategien in stürmischen Zeiten: Überlegungen zu einigen Opern Luigi Cherubinis während der 1790er-Jahre

Cherubinis teils sehr erfolgreiche und viel beachtete Opern der 1790er-Jahre – es waren Zeiten seines französischen Durchbruchs – wurden bekanntlich während der sehr schwierigen und gefährlichen Jahre der Postrevolution in Frankreich produziert. Es waren Jahre, in denen sich stets gewisse Parameter änderten, Jahre bedrohlicher Unsicherheiten und enormer Gewalterfahrungen, in denen sich Cherubini teilweise zurückzog, um aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit zu treten. Inwieweit entsprachen Cherubinis Opern gewissen Vorstellungen von Revolution, Nation (patrie) und geforderter Popularität? Waren dies identische Grössen? Finden sich in seinen musikdramatischen Werken Züge der neuen Maximen und aktueller ästhetischer wie genereller ideologischer Ideen, beispielsweise der «nation», die sich herauskristallisierten und die französischen Werte der Revolution (fraternité, egalité, humanité) in Grenzen zu weisen vermochten? Oder: Wie wählte sich Cherubini seinen schöpferischen Weg angesichts dieser unsicheren Zeiten und welche Inhalte versuchte er zu vermitteln, zumal er ein étranger war, obgleich er sich als ein eingebürgertes Mitglied der französischen Gesellschaft, wohlgemerkt in Staatsdiensten, sein Geld verdiente? Fragen dieser Art werden aufgegriffen und skizzenhaft zur Diskussion gestellt, um die Eigenwilligkeit und Individualität einiger Opern (Lodoiska, Les deux Journées, Médée, Eliza) dieser Periode als letztlich hintergründige musikdramatische Fallbeispiele aufzuzeigen.

Helen Geyer, Prof. Dr. Musikwissenschaft, Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena (seit 1995, seit 2019 i.R.)  ist international tätig und spezialisiert auf die Musikgeschichte des 16. bis 20. Jhds. Sie leitet u. a. die Cherubini-Werkausgabe und mehrere Schriftenreihen und ist/war in verschiedenen internationalen Gremien in führender Position tätig. Ihre zahlreichen Publikationen befassen sich mit Themen des 16. bis 20. Jahrhunderts. Sie ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande und der Kulturehrennadel des Freistaates Thüringen.

Bild: Luigi Cherubini (Quelle: Gallica/BnF)

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