Publikationen

Rund um Beethoven. Interpretationsforschung heute
hg. von Thomas Gartmann und Daniel Allenbach

(Musikforschung der Hochschule der Künste Bern, Bd. 14)

Schliengen 2019, Edition Argus
540 Seiten, mit Abbildungen und Notenbeispielen
Format 19 x 28,5 cm
Fadenheftung, Hardcover
ISBN 978-3-931264-94-9
doi.org/10.26045/kp64-6178

 

Der vorliegende Band ist herausgewachsen aus dem gleichnamigen Berner Symposium vom Herbst 2017, das wiederum im Kern auf drei grösseren SNF-Projekten basiert, die an der Hochschule der Künste Bern angesiedelt sind: Vom Vortrag zur Interpretation, Annotated Scores und Angewandte Interpretationsforschung. Es geht hier um die Erforschung von Aufführungs- und Interpretationstraditionen, um Methoden angewandter Interpretationsforschung, um die Spannung zwischen kommentierten Ausgaben, Dirigiereintragungen und dem klanglichen Resultat. Seit Anbeginn erwies sich Ludwig van Beethoven und hier insbesondere sein pianistisches und sinfonisches Werk als grösste Herausforderung und beliebtestes Exempel, weshalb wir unser viertägiges Symposium wie auch diesen Band rund um Beethoven gruppierten.

Der Band fasst den Interpretationsbegriff bewusst breit und spiegelt damit das Spektrum der Interpretationsforschung an unserer Schule: Editionen, die sich bei ihren Entscheidungen auf bestimmte Interpretationen festlegen müssen, kommentierte Ausgaben, Tonträger, seien es nun auditive oder Welte- und weitere Klavierrollen, die uns quasi den Finger- und den Fussabdruck berühmter Interpretinnen und Interpreten geben, ferner ein Nachspielen als Re-Enactment, aber auch Spuren von Interpretationen, die sich in Bearbeitungen und in der Rezeption finden. Getreu unserer angewandten Forschung, die wir seit 2016 als BFH-Zentrum Arts in Context bündeln, gehen wir aber über das Musikwerk hinaus und diskutieren auch dessen Interpretation durch Regisseurinnen, Choreografen und weitere Komponistinnen.

Der Band ist hier seitenidentisch zur Druckausgabe als kostenloser PDF-Download zugänglich. Unten können auch die einzelnen Beiträge gesondert heruntergeladen werden. Die Druckausgabe ist direkt bei Edition Argus erhältlich.

 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Interpretation – Begriff, Methode, Praxis

Laure Spaltenstein | Interpretation als treue Übersetzung. Zur Frühgeschichte eines vieldeutigen Begriffs

Kai Köpp | Von der Quelle zur Methode. Zum Entwurf einer historischen Interpretationsforschung

Manuel Bärtsch | ‹Interpretation›. Beethovens Sonate A-Dur op. 101 in der Sicht von Eugen d’Albert und Frederic Lamond

Sebastian Bausch | Klavierrollen als Interpretationsdokumente. Ein Erfahrungsbericht als Leitfaden für Einsteiger

Camilla Köhnken | Beethoven-Auslegung zwischen Liszts «Deklamationsstil» und Bülows «Vivisektionsversuchen». Auf den Spuren Liszt’scher Interpretationsideale in Hans von Bülows instruktiver Edition der Klaviersonaten Beethovens

Neal Peres Da Costa | Carl Reinecke’s Performance of his Arrangement of the Second Movement from Mozart’s Piano Concerto K. 488. Some Thoughts on Style and the Hidden Messages in Musical Notation

Carolina Estrada Bascuñana | Enrique Granados’s Performance Style. Visualising the Audible Evidence

Lukas Näf | Tempogestaltung in Weberns Sinfonie op. 21

Interpretation – Aufführungsgeschichte

Christoph Moor | «Ein so erklärtes Lieblingsstück der hiesigen Kunstfreunde». Die Rezeptionsgeschichte der Jupiter-Sinfonie in Beethovens Wien

Luisa Klaus | Objektive Bruckner-Interpretation? Zur Aufführung der Trio-Entwürfe für die Neunte Sinfonie 1940

Chris Walton | Von innen und von außen. Beethovens Neunte Sinfonie und die ‹Wagner’sche› Dirigiertradition

Lena-Lisa Wüstendörfer | Streit um Fidelio. Gustav Mahler und Felix Weingartner im Disput um Werktreue

Intermezzo

Robert Levin | Turning Point to Musical Modernity. Beethoven as Executor of the Legacy of C. P. E. Bach. Concert Lecture

Interpretation – Instrumente, Analyse, Edition

Martin Skamletz | «Man hat diese Erweiterung des Tonumfanges seit ein paar Jahren an den Tasteninstrumenten sehr weit getrieben.» Der Umgang mit Grenzen beim späten Mozart und beim frühen Beethoven

Stephan Zirwes | Analyse und Interpretation. Adolph Bernhard Marx’ Beethoven-Analysen

Michael Ladenburger | Was können wir aus Originalhandschriften von Beethoven für eine angemessene Interpretation lernen?

Federica Rovelli | Die Skizzenbuch-Ausgaben und ihre mögliche digitale Zukunft

Johannes Gebauer | Interpretationspraktische Stemmatik. Philologische Methoden in der Interpretationsforschung am Beispiel annotierter Notenausgaben von Rodes 24 Capricen und Beethovens Violinkonzert

John Rink | Chopin Copying Chopin

Tomasz Herbut | Alexander Goldenweiser und Beethovens Sonate op. 110 – eine Spurensuche

Interpretation – Kreative Aneignung

Thomas Gartmann | Beethoven als sein eigener Interpret. Gedanken zur Bearbeitung der Klaviersonate op. 14/1 für Streichquartett

Ivo Haag | Die Sinfonien von Johannes Brahms – (auch) Klaviermusik?

Michael Lehner | Das Orchester auf dem Klavier. Welte-Klavierrollen von Gustav Mahler und Richard Strauss als interpretationsanalytische Quellen

Roger Allen | “That Is What Music Really Is”. Richard Wagner’s Reception of Beethoven’s Piano Sonata in A Major Op. 101

Daniel Allenbach | Eine ‹heroische› Neunte? Dmitri Schostakowitschs Neunte Sinfonie im Vergleich mit Ludwig van Beethoenvs Sinfonien Nr. 3 und 9

Simeon Thompson | Beethoven und der Zweite Weltkrieg in der künstlerischen Reflexion der Nachkriegszeit. Stanley Kubricks A Clockwork Orange und Rolf Liebermanns Leonore 40/45

Michelle Ziegler | Rettungsversuch im Jubiläumsjahr. Mauricio Kagels Aufarbeitung der Beethoven-Rezeption in der Ludwig van-Werkgruppe (1970)

Leo Dick | Über den späten Beethoven zur ‹Postidentität›. Die Suche nach liminalen Räumen im gegenwärtigenMusiktheater am Beispiel von Matthias Rebstocks Berliner Produktion Büro für postidentisches Leben

Elizabeth Waterhouse | Choreographic Re-mix. William Forsythe’s Trio (1996) and Beethoven’s String Quartet No. 15 in a Minor Op. 132

László Stachó | “Gradus ad Parnassum”. The Purgatory of Instrumental Technique

Materialien


Rezensionen:

Schweizer Musikzeitung
«Bewusst breit ist er daher angelegt, der von der Hochschule der Künste Bern herausgegebene Sammelband Rund
um Beethoven– Interpretationsforschung heute . Mehr als 500 Seiten und 30 Aufsätze bieten Gedanken und
Ergebnisse zu solch heiklen Fragen, wie Ludwig van Beethoven früher geklungen haben könnte, wie Richard
Wagners Dirigiergewohnheiten der Neunten aussahen, wie es um kreative kompositorische oder musiktheatralische
Aneignung steht. [Ein] Sammelband, der einen umfassenden Beitrag liefert zum Stand heutiger Interpretationsforschung. Ausgesprochen edel ist die Ausgabe der Edition Argus, mehr als gründlich wirkt das Lektorat der Texte, die vorwiegend einem 2017 von der Hochschule der Künste Bern veranstalteten Symposium entstammen.» (Torsten Möller)